Podiumsdiskussion beim Spessarthelden-Lauf: Experten fordern Wandel im Männerbild

Bad Soden-Salmünster, 16. Juni 2024 – Gewalt ist nicht nur ein Frauenthema. Diese zentrale Botschaft durchzog die hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion beim vierten Benefizlauf „Spessarthelden – Laufen gegen Gewalt“. Unter dem Titel „Eine ungesunde Form von Männlichkeit“ beleuchteten die Menschenrechtsaktivistin Romy Stangl und der Männerforscher Christopher May tief verwurzelte Strukturen, die Gewalt gegen Frauen, aber auch gegen Männer selbst, begünstigen.
Ein persönliches Anliegen: Doğuş Albayraks Kampf für Veränderung

Die Diskussionsrunde wurde ins Leben gerufen von Doğuş Albayrak, dem Initiator von Spessarthelden und Gründer des Tuğçe Albayrak Vereins. Im Rahmen seines Projekts EmpowerHer wollte er eine Debatte anstoßen, die dringend geführt werden muss – über Männlichkeitsbilder, Gewaltprävention und gesellschaftlichen Wandel. Für Albayrak ist dieses Thema persönlich: Seine Schwester Tuğçe Albayrak wurde 2014 von einem jungen Mann durch einen einzigen Schlag getötet, als sie Zivilcourage zeigte und andere schützen wollte. Ihre Ermordung wurde zu einem Symbol für den Kampf gegen Gewalt – und für die Notwendigkeit, Männlichkeit neu zu definieren. „Wir müssen darüber sprechen, warum Gewalt für viele Männer ein Mittel der Konfliktlösung ist. Und wir müssen ihnen bessere Alternativen aufzeigen“, erklärte Albayrak in seiner Eröffnungsrede.
Das Problem: Gewalt beginnt mit Erziehung
„Wir müssen anerkennen, dass toxische Männlichkeit nicht von selbst entsteht, sondern von Generation zu Generation weitergegeben wird“, betonte Stangl. Sie erklärte, dass Jungen in vielen Kulturen dazu erzogen würden, ihre Emotionen zu unterdrücken, Dominanz anzustreben und Schwäche als Makel zu betrachten. „Ein Junge, der von klein auf lernt, dass Weinen Schwäche bedeutet, wird als Mann Schwierigkeiten haben, Empathie zu zeigen – und genau das begünstigt Gewaltstrukturen“, so die Aktivistin.
May ergänzte: „Das Problem beginnt nicht erst mit physischer Gewalt. Beleidigungen, Machtdemonstrationen und Abwertungen sind oft der erste Schritt.“ Er verwies auf Statistiken, die belegen, dass Männer in patriarchalen Gesellschaften häufiger zu Gewalt neigen – gegen andere und gegen sich selbst. „Die hohe Suizidrate unter Männern ist ein Alarmsignal, das wir nicht ignorieren dürfen.“

Neue Männlichkeit anstelle toxischer Männlichkeit: Stärke durch Empathie
Ein zentraler Punkt der Diskussion war die Frage nach Alternativen. „Wir müssen das Männerbild neu definieren“, forderte Stangl. „Echte Stärke zeigt sich nicht in Gewalt oder Unterdrückung, sondern in Empathie, Respekt und der Fähigkeit, Schwäche zuzulassen.“
Die Diskutanten waren sich einig: Männer brauchen neue Vorbilder – in der Erziehung, in den Medien und in der Politik. „Wenn ein Fußballtrainer seinen Jungs beibringt, dass Teamgeist wichtiger ist als Härte, ist das genauso wertvoll wie ein Vater, der seinem Sohn zeigt, dass Tränen nichts mit Schwäche zu tun haben“, so May.
Gesellschaftlicher Wandel ist möglich
Die Podiumsdiskussion machte eines deutlich: Toxische Männlichkeit ist kein individuelles Problem, sondern ein gesellschaftliches. „Es liegt an uns allen, die nächsten Generationen anders zu prägen“, resümierte Stangl. Applaus und angeregte Gespräche im Publikum zeigten, dass die Botschaft angekommen war.

Der Spessarthelden-Benefizlauf hat damit einmal mehr bewiesen, dass Sport nicht nur verbindet, sondern auch gesellschaftliche Themen aufgreifen kann. „Wenn wir es schaffen, dass ein einziger Junge aus dieser Diskussion mitnimmt, dass Empathie eine Stärke ist – dann haben wir schon etwas bewegt“, so Albayrak abschließend.
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