Theaterpädagogik trifft auf Lebensrealität– Zivilcourage in der 9. Klasse am Ulrich-von-Hutten Gymnasium in Schlüchtern
- Besarta
- Sep 12
- 3 min read
Schüler*innen der 9. Klasse gestalten ihre Umwelt

Im gemeinsamen Erleben: Rund 24 Schüler:innen einer 9. Klasse des Ulrich-von-Hutten Gymnasiums in Schlüchtern erfuhren durch theaterpädagogische Arbeit, wie wichtig es ist, Verantwortung füreinander zu übernehmen und solidarisch einzutreten.
Schlüchtern, 11.09.2025
Wer in der 9. Klasse steht, kennt das: Man ist nicht mehr Kind, aber auch noch nicht ganz erwachsen. Freundschaften verändern sich, Gruppendruck wächst, Meinungen werden lauter – aber nicht immer klarer. Inmitten dieser spannungsvollen Entwicklungsphase setzten sich 24 Schüler:innen des Ulrich-von-Hutten-Gymnasiums in einem besonderen Workshop mit Fragen auseinander, die im Schulalltag oft untergehen:
Was kann ich tun, wenn jemand ausgegrenzt wird? Wie kann ich für mich einstehen, ohne mich in Gefahr zu bringen oder andere zu verletzen? Wie finde ich meine Haltung in schwierigen Momenten?
Die Schüler:innen der 9. Klasse des UVH in Schlüchtern setzten sich gemeinsam mit unserem interdisziplinären Team – Doğuş Albayrak, Tobias Varennes und Can Kusku mit diesen Fragen auseinander, die für Kinder in diesem Alter besonders prägend sind. Antworten darauf suchten die Jugendlichen nicht auf dem Papier, sondern mit dem ganzen Körper, mit Stimme, Ausdruck und Gefühl im theaterpädagogischen Workshop „Alltagshelden – Zivilcourage erleben“, durchgeführt vom Tuğçe Albayrak e. V. unter der Leitung von Alexander Weiher und begleitet von Klassenlehrerin Eva Hackstedt.
Das Ulrich-von-Hutten-Gymnasium – Lernen mit Haltung
Das Ulrich-von-Hutten-Gymnasium in Schlüchtern ist ein staatliches Gymnasium mit langer humanistischer Tradition und einem klaren Bildungsauftrag: Akademisches Lernen, Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung sollen hier Hand in Hand gehen. Die Schule trägt nicht nur den Namen eines bedeutenden Humanisten, sondern lebt dessen Geist: kritisch denken, eigenständig urteilen, für andere einstehen. Als moderne Bildungseinrichtung setzt das Gymnasium auf ein breites Sprachenangebot, digitale Bildung und vielfältige Projekte zur Demokratieförderung. Mit dem Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ verpflichtet sich die Schulgemeinschaft aktiv gegen Diskriminierung und für eine Kultur des Miteinanders. Der Theaterworkshop fügte sich ideal in dieses Leitbild ein und wurde zu einem gelebten Baustein dieser Schulkultur.
Verletzlichkeit zulassen – Stärke entwickeln
Gerade in der Pubertät sind soziale Unsicherheiten, Loyalitätskonflikte und die Suche nach Zugehörigkeit allgegenwärtig. Der Workshop schuf einen geschützten Raum, in dem sich Schüler:innen mit genau diesen Themen ehrlich und kreativ auseinandersetzen konnten – jenseits von Leistungsdruck und Noten. In Gruppenübungen und Rollenspielen erlebten sie, wie man klar Nein sagt, wie man anderen beisteht, ohne sich selbst zu verlieren, und wie Mut auch in Zweifeln oder einem einfachen „Ich sehe dich“ liegen kann. Besonders eindrücklich war dabei die Erkenntnis: Zivilcourage beginnt nicht mit heroischen Gesten – sondern mit kleinen, bewussten Entscheidungen im Alltag. Der Workshop ermöglichte es den Jugendlichen, soziale Situationen körperlich nachzuvollziehen – nicht nur zu reflektieren, sondern zu spüren, was es bedeutet, sich einzumischen oder auch Grenzen zu setzen. Sie lernten, wie man Haltung zeigt – und dass es dafür kein großes Publikum braucht, sondern oft nur eine klare innere Stimme.
Mehr als ein Workshop – Ein Perspektivwechsel fürs Leben
Was bleibt, ist mehr als ein Rollenspiel. Die Schüler:innen der 9. Klasse nahmen aus dem Workshop nicht nur Impulse für das soziale Miteinander mit, sondern auch ein neues Gefühl für Selbstwirksamkeit. Viele entdeckten Seiten an sich, die im normalen Unterricht oft verborgen bleiben: Körpersprache als Ausdruck innerer Haltung, Mut als etwas Alltägliches und Menschlichkeit als etwas, das man einüben kann. In einer Zeit, in der gesellschaftlicher Zusammenhalt nicht selbstverständlich ist, setzte dieser Tag ein klares Zeichen: Verantwortung beginnt in der Begegnung – und Zivilcourage wächst dort, wo junge Menschen erleben dürfen, dass ihre Stimme zählt.
Ein besonderer Dank gilt dem Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales, das diesen Prozess durch seine Förderung wesentlich mitgetragen hat. Die Mittel ermöglichten nicht nur die Umsetzung eines Workshops, sondern leisteten einen Beitrag zur Stärkung zivilgesellschaftlichen Engagements und zur Förderung aktiver gesellschaftlicher Teilhabe.
Ansprechpartnerin: Besarta Velija
Projektkoordination Alltagshelden
b.velija@tugcealbayrak.net | +49 151 265 866 05
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