Zivilcourage spielerisch lernen. Haltung früh stärken an der Ursula-Fuchs-Schule (Darmstadt)

Theaterpädagogik trifft Werteerziehung

Mut beginnt im Kleinen: Das Team des Tuğçe Albayrak e. V. arbeitet mit Schüler:innen der vierten Klassen der Ursula-Fuchs-Schule in Darmstadt an Alltagszivilcourage.

Darmstadt, 26.02. /27.02./05.03./07.03.25

Wie lässt sich bereits im Grundschulalter der Grundstein für ein demokratisches, solidarisches Miteinander legen? Wie können Selbstwirksamkeit und Empathie gestärkt werden – bevor Gleichgültigkeit überhaupt Raum gewinnt? Diesen Leitfragen widmete sich der Tuğçe Albayrak e. V. im Rahmen seines theaterpädagogischen Bildungsformats „Alltagshelden – Zivilcourage erleben“ an der Ursula-Fuchs-Schule in Darmstadt.

Die Ursula-Fuchs-Schule im Darmstädter Stadtteil Bessungen ist eine Grundschule mit vier Parallelklassen pro Jahrgang. Benannt nach der Kinderbuchautorin Ursula Fuchs, steht sie für ein inklusives, vielfältiges Lernumfeld und ein starkes Miteinander. Ganztagsangebote, Fremdsprachenunterricht, kreative AGs und ein bewährtes Konfliktlösungsprogramm prägen den Schulalltag. Die Vorklasse für Kinder mit Schulreifeverzögerungen und das UBUS-System mit fest integrierten sozialpädagogischen Fachkräften stärken gezielt soziale und individuelle Kompetenzen. So entsteht ein Lernraum, der Bildung, Teilhabe und Persönlichkeitsentwicklung gleichermaßen fördert.

An vier Projekttagen arbeiteten wir mit vier Klassen des vierten Jahrgangs (insgesamt rund 80 Schüler:innen), die gemeinsam mit unserem interdisziplinären Team Zivilcourage auf spielerische und erlebensorientierte Weise erforschten. In begleiteten Prozessen lernten die Kinder, Mut zu zeigen, Verantwortung zu übernehmen sowie füreinander einzustehen und entwickelten erste Impulse für ein solidarisches Miteinander im Alltag. Das Projekt wurde von Tan Yildiz koordiniert, die sich bereits im Vorfeld mit großem persönlichem Engagement für die Umsetzung eingesetzt hatte. Als ehrenamtliche Hauptorganisatorin übernahm sie die komplette Vorbereitung und fungierte während des Workshops als zentrale Ansprechperson.

Theater als Werkzeug für gesellschaftliches Lernen

Gemeinsam mit unserem erfahrenen Team aus Theaterpädagogik, politischer Bildung und Erinnerungsarbeit bestehend aus Doğuş Albayrak, Tobias Varennes, Raphael Toro Quintero, Vanessa Ljevo und Felix Lowkenz erschlossen die Kinder über Rollenspiele und kreative Übungen neue Zugänge zu Themen wie Mut, Ausgrenzung und Verantwortung. Dabei wurden Alltagserfahrungen nicht nur reflektiert, sondern in selbst entwickelten Szenen auf die Bühne gebracht – authentisch, lebendig und oft überraschend differenziert.

In einem geschützten Rahmen lernten die Kinder, sich mit ihrer Stimme und ihrem Körper auszudrücken, Grenzen zu erkennen und Handlungsspielräume auszuloten. Sie trainierten, wie man mit klarer Körpersprache intervenieren kann, wie sich Empathie anfühlt – und wie viel Unterschied es macht, nicht wegzuschauen.

Alltagsheld:innen von Morgen

Viele Kinder fanden erstmals Ausdruck für Erfahrungen, die bislang vor allem emotional präsent waren, etwa für das Gefühl des Ausgeschlossenseins, das Zögern angesichts von Ungerechtigkeit oder den Impuls, sich schützend vor andere zu stellen. Ihre szenischen Arbeiten verdeutlichten eindrucksvoll: Zivilcourage manifestiert sich nicht primär in Ausnahmesituationen, sondern in den kleinen, alltäglichen Momenten – im Klassenraum, auf dem Schulhof, im öffentlichen Raum.

Der Workshop entfaltete eine nachhaltige Wirkung: Lehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte berichteten von einem gestärkten Gemeinschaftsgefühl, veränderten Konfliktkonstellationen und einem vertieften Verantwortungsbewusstsein im sozialen Miteinander. Die Schüler:innen nahmen nicht nur konkrete Interventionsstrategien mit, sondern entwickelten eine neue Haltung – reflektiert, verinnerlicht und im sozialen Kontext wirksam. Die Projektumsetzung war weit mehr als eine methodische Ergänzung des Unterrichts. Sie verstand sich als Beitrag zu einer wertebasierten Schulkultur, die demokratische Bildung nicht als Add-on, sondern als Kernauftrag begreift. Die Kinder wurden in ihrer Selbstwirksamkeit gestärkt – sowohl als lernende Subjekte als auch als aktiv mitgestaltende Akteur:innen einer solidarisch orientierten Gesellschaft.

Ansprechpartnerin: Besarta Velija

Projektkoordination Alltagshelden

b.velija@tugcealbayrak.net | +49 151 265 866 05

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